Sparsame Antriebskonzepte im Test: 100 Kilometer für 3,36 Euro

Wir wissen, was Sie jetzt denken, und Sie haben Recht: Der Winter ist nicht die beste Jahreszeit für einen Verbrauchstest. Die Autos laufen auf Winterreifen statt optimierten Leichtlaufpneus, Hybridautos leiden an suboptimaler Batterieeffizienz, die Straßenverhältnisse sind unvorhersehbar. Doch weil sich das Autoleben in unseren Breiten zu einem guten Teil eben bei unfreundlichem Wetter und niedrigen Temperaturen abspielt, haben wir es dennoch getan: zehn sparsame Autos zum großen Spar- und Verbrauchsvergleich unter Alltagsbedingungen gebeten. Diesel, Benziner, CNG, LPG und Hybrid-Benziner sind als Antriebsvarianten zum Sparen vertreten. Los geht‘s.
Hyundai i20: Kräftiger Diesel, aber viel CO2
Ein wuseliger Dreizylinder-Diesel mit 75PS: Technisch geht der i20 den Weg der Sparversionen von Polo und Fabia. Dank 180Nm Drehmoment zieht der Hyundai ebenfalls tapfer durch, um beim Antriebskomfort gar den Blinker links zu setzen: Sein 1,1-Liter läuft hörbar kultivierter als die VW-TDI, zudem hält ein Sechsganggetriebe stets die passende Übersetzung parat. Als weitere Maßnahme zum Sparen muss ein Start-Stopp-System reichen.
Schwerer wiegt jedoch der Verzicht auf bequeme Vordersitze. So erinnert eine Querstange im unteren Lehnenbereich an ausgesessene Camping-Stühle. Hinzu kommen eine hoppelige Federung und die gefühllose Lenkung. Trotz ausreichenden Platzangebots und solide verarbeiteten Cockpits ist der kleine Hyundai daher kein vollwertiges Langstreckenauto.
Fiat 500 Twinair: Der Spaß-Schluckspecht
Der rundliche Retro-Fiat mit dem 2010 vorgestellten Turbo-Zweizylinder ist das Spaßauto im Testfeld. Und er ist nach NEFZ-Norm der sparsamste Benziner auf dem deutschen Markt, begnügt sich mit 4,0 Liter Super je 100 Kilometer, was 92 g/km CO2 entspricht. Diese Werte erreicht der 500 zwar nicht annähernd, doch mit etwas gutem Willen am Gasfuß und konsequentem Einsatz der Eco-Taste am Armaturenbrett steht der muntere Fiat gar nicht mehr so schlecht da beim Sparen. Das serienmäßige Blue&Me-System samt Ecodrive-Software bietet mit seinen Spar- und Fahrhinweisen zusätzlichen Spaß. Auf den Einsatz der Eco-Taste verzichten Fiat-Fahrer jedoch sehr rasch, denn die ruft ein anderes Motorkennfeld auf den Plan, das den Elan des Turbo-Twins nachhaltig bremst. Ansonsten bestätigt sich jene alte Autofahrerweisheit, wonach ein Turbo, der läuft, auch ordentlich säuft. Über acht Liter können es durchaus sein.
Ford Focus: Durstig in der Stadt, aber langstreckentauglich
Trotz erstwagentauglichen Innenraums und 363 Liter Gepäckvolumen knausert sich der Focus Econetic mitten hinein in die von Kleinwagen dominierte Askese-Fraktion. Sein Aerodynamik-Paket mit verkleidetem Unterboden sowie variabler Kühlerjalousie feilt ebenso am Verbrauch wie die längere Achsübersetzung und das zackig agierende Start-Stopp-System. Darüber hinaus belohnt der Bordcomputer sparsames Fahren mit Blumen-Bildern im Display.
Und das Beste daran: Das Sparen geht ohne Verzicht einher. So darf der Common-Rail-Diesel seine 105PS aus vier Zylindern schöpfen, was der 1,6-Liter mit vibrationsarmem Lauf und wuchtiger Kraftentfaltung dankt. Für entspanntes Reisen auf langen Strecken sorgen darüber hinaus der hohe Geräusch- und Federungskomfort. Opel Corsa LPG: Große Reichweite bei mäßigen Fahrleistungen
Das Kürzel steht für Liquified Petroleum Gas. Als Treibstoff für knauserige Zeitgenossen hat es sich inzwischen einen treuen Freundeskreis geschaffen, jedoch meist als Nachrüstlösung. Opel zählt zu den wenigen Herstellern, die LPG ab Werk anbieten - für den Corsa zum Beispiel. Der kann in seinem Flüssiggastank 33,6 Liter dieses Butan-Propan-Gemischs bunkern. Im Gasbetrieb schrumpfen die 85PS des Benziners auf 83, was aber kaum auffällt, da die ohnehin von der müderen Sorte sind. Mehr noch als das sehr zähe Beschleunigen stört die ausgesprochen zögerliche Gasnahme.
Zudem ist der Corsa alles andere als preiswert, denn das rund 15.000 Euro teure Basismodell mit LPG ist extrem spärlich ausgestattet. Eine Klimaanlage oder elektrische Fensterheber sind erst ab Edition Serie (plus 1.655 Euro), Start-Stopp gibt es nicht. So gesehen wird das Sparen im Corsa zu einer etwas freudlosen Angelegenheit.
VW Polo Blue Motion: Stark über Land, schwach im Durchzug
Bei seiner Vorstellung Ende 2009 sorgte der Knauser-Polo mit einem Verbrauch auf Smart-Diesel-Niveau für Furore. Auch wenn viele Mitbewerber inzwischen nachgezogen haben, fährt der Fünfsitzer auf's Sparen bezogen immer noch beeindruckend genügsam. Mit seinem Aerodynamik-Paket bietet er dem Fahrtwind wenig Widerstand. Hinzu kommt ein reibungsoptimierter Dreizylinder-TDI mit 75PS, der von einem lang übersetzten Fünfganggetriebe auf Diät gesetzt wird.
Speziell beim Anfahren wirkt der 1,2-Liter dadurch saftlos, durch die weiten Übersetzungssprünge fällt die Drehzahl bei frühem Hochschalten zudem in den Keller. Wird der TDI auf Touren gehalten, surft er hingegen souverän auf seiner Drehmoment-Welle von 180Nm und lässt selbst auf der Autobahn nur selten den Wunsch nach mehr Kraft aufkommen. Nach einer wirkungsvolleren Geräuschdämmung hingegen schon.
Toyota Yaris Hybrid: Sparsam in der Stadt, Mehrverbrauch bei Kälte
Keine Experimente: Beim Yaris kommen bewährte Hybrid-Komponenten der Toyota-Schwestermodelle zum Einsatz. Für den Antrieb sorgt ein 1,5-Liter-Benziner mit 74PS aus dem Vorgänger-Prius, der von 45 Elektro-kW unterstützt wird. Die Nickelmetallhydrid-Batterie mit 120 Zellen kauert dabei unter der Rückbank, so dass kein Kofferraumvolumen verlorengeht.
Bei leichtem Gasfuß fährt der Hybrid-Zwerg daher bis zu zwei Kilometer weit rein elektrisch. Vom Umschalten zwischen den Antrieben ist beim per Planetengetriebe leistungsverzweigten System nichts zu spüren. Bei flotten Überlandfahrten wirkt der Zwitter-Antrieb jedoch angestrengt, die ruppige Federung und eine viel zu leichtgängige Lenkung reduzieren den Fahrspaß beim Sparen.
Skoda Fabia 1.2 TDI: Ideal für Stadtmenschen
Wird ein Autofachmann von Laien gefragt, welches Fahrzeug denn in der Kleinwagenklasse ein vernünftiger, preiswerter und solider Kauf wäre, fällt der Name Fabia vermutlich überdurchschnittlich oft. Der Polo-Bruder aus Tschechien glänzt mit automobilen Tugenden, doch das macht ihn nicht zum langweiligen Musterknaben. Den sparsamen 1,2-Liter-TDI gibt es bei Skoda nur in der umfangreichen Greenline-Ausstattung, die zusätzlich zum Ambition-Paket Leichtlaufreifen, Leichtmetallräder und eine Start-Stopp-Anlage bereithält. So ausstaffiert, erscheint der Preis nicht zu hoch. Der Dreizylinder-Diesel prägt das Fahrerlebnis im kleinen Skoda, er ist sehr sparsam und vergleichsweise kraftvoll, läuft jedoch auch etwas kernig. Toyota Prius: Hoher Preis und hohes Sparpotential
Hierzulande hat es der Hybrid-Pionier von Toyota schwer, in den USA ist er dagegen ein Lifestyle-Mobil. Und das nicht ohne Grund: Gerade in der aktuellen Form mit dem 60 kW starken Elektromotor und dem 99PS leistenden 1,8-Liter-Benziner ist Prius-Fahren und Sparen ein Erlebnis. Das elektrische Schleichen, die sanften Schaltvorgänge des Planetenradgetriebes, das im Verbund mit dem Elektromotor die Übersetzung bestimmt - das ist einfach eine grandiose Ingenieursleistung.Trotz der schnell gefahrenen Überlandrunde kommt er auf einen Durchschnittsverbrauch von 5,2 Liter Benzin pro 100 km. Das können in diesem Vergleichsfeld nur die beiden CNG-Kleinwagen sowie die Dreizylinder-Diesel von VW und Skoda besser. Und dabei ist der Prius - abgesehen vom Ford Focus - sogar das größte und schnellste Auto im Feld. Allerdings auch das teuerste.
Fiat Panda Natural Gas: Hart gefederter Öko-Sparer
Dass der erdgasbetriebene Panda so weit vorn landet, ist ganz sicher eine der Überraschungen dieses Tests. Sowohl in der CO2-Wertung als auch in der Kostentabelle wird er Zweiter. Das liegt am sparsamen Verbrauch und den niedrigen Kosten für eine Tankfüllung CNG (Compressed Natural Gas). Der Twinair-Zweizylinder-Turbo verkraftet das Gas auf dem Papier ohne Leistungsverlust, doch bei ihm leidet die Gasannahme und Drehfreude sehr unter dem Erdgas-Kraftstoff. Das fällt vor allem auf, wenn man vom prinzipiell gleich motorisierten 500 in den Panda umsteigt. Versöhnt wird der Panda-Pilot beim Blick auf die Tankrechnungen: Billiger geht es beim Sparen kaum.
VW Eco Up: Der sparsame Knauserer
So sehen Sieger aus: Sowohl beim CO2-Ausstoß als auch bei den Treibstoffkosten liegt der Erdgas-Up auf Platz eins. Allerdings knausert der kleine VW auch beim Temperament. Mehr noch als seine 68PS fallen die schmächtigen 90Nm Drehmoment des Einliter-Saugers aus dem Rahmen. Auf der Autobahn sieht der VW daher nur noch die Rücklichter der turbo- oder elektroboostenden Konkurrenz. Wer es nicht ganz so eilig hat, fährt mit dem Sparsieger jedoch verblüffend komfortabel und agil.
Noch mehr Spaß macht er beim Tanken und Sparen: Schließlich bunkert er in zwei Unterflur-Tanks 72 Liter Erdgas, was je nach Druck rund 12 Kilogramm entspricht. Zur Sicherheit führt der Spar-Up in einem kleinen Benzinreservoir 15 Liter Sprit mit, falls einmal keine CNG-Tankstelle in der Nähe sein sollte. Immerhin hilft die Navigation beim Auffinden einer der inzwischen über 900 Erdgas-Zapfanlagen. So haben wir gerechnetDa die Verbräuche von Diesel-, Benzin-, Erdgas- und LPG-Antrieben wegen ihres unterschiedlichen Energiegehalts nicht direkt vergleichbar sind, richtet sich das Ranking der zehn Sparmodelle nach dem CO2-Ausstoß. Aus Gesamtverbrauch im Test wurde dabei die Kohlendioxid-Emission in Gramm pro Kilometer errechnet. Zusätzlich haben wir die Treibstoffkosten für eine Strecke von 100 Kilometer ausgerechnet. Kostenfaktoren wie Anschaffungspreis, Unterhalt oder Wertverlust wurden bei diesem reinen Verbrauchstest nicht berücksichtigt.
CO2-Emissionen der KraftstoffeWegen der unterschiedlichen Brennwerte der Kraftstoffsorten ergeben sich zur Errechnung des jeweiligen CO2-Ausstoßes andere Umrechnungsfaktoren. Denn je mehr Energie der Treibstoff enthält, desto mehr Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung. Da CNG gasförmig ist, wird hier in Kilogramm gerechnet.FazitCNG gewinnt auf ganzer Linie, bei Kohlendioxid-Ausstoß und Kilometerkosten können weder sehr sparsame Diesel noch Hybrid- oder LPG-Antriebe gegen Erdgas betriebene Motoren bestehen. Ganz so einfach ist es dennoch nicht: Mangelnde Tankstellendichte, die relativ hohen Aufpreise und das prinzipbedingt träge Ansprechenverhalten sorgen dafür, dass nicht alle mit CNG-Autos glücklich werden. Für die sind sehr sparsame Diesel wie die Dreizylinder von Skoda und VW oder ein Hybrid-Benziner wie der Toyota Prius die bessere Wahl.

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