VW Touareg und Volvo XC 90: Wie sparsam ist der Touareg wirklich?

Erst walzen die Räder durch Schlamm, dann tanzen Steine im Radlauf. Während sich der Weg in eine Schotterpiste verwandelt, verfängt sich der Blick im Sonnenuntergang. Und dann springt die Ampel auf Grün - der VW Touareg V6 TDI erwacht aus seinem Start-Stopp-Nickerchen und reißt den Fahrer aus seinem Offroad-Traum zurück in die Tempo-30-Zone. Kopfkino ist bei SUV-Piloten kein seltenes Phänomen, sondern kann ein entscheidendes Kaufargument sein. Einziger Haken: Typen wie der VW Touareg werden auch unter Freunden immer mal wieder öko-kritisch beäugt: als zu wuchtig, zu durstig. Stimmt das denn noch?
 Der VW Touareg V6 TDI braucht auf unserer zurückhaltend gefahrenen Verbrauchsrunde (Mix aus Stadt, Land und Autobahn) gerade mal 7,5 Liter/100 km. Siebenkommafünf! Damit bewegt er sich sparsamer als manch großer Kombi oder Van. Und zieht vermutlich doppelt so kräftig voran: Sein neuer Basis-V6-TDI bringt nämlich 204 PS und üppige 450 Newtonmeter. Für den kleinen Durst sind die aktuellste Common-Rail-Einspritztechnik, ein überzeugend arbeitendes Start-Stopp-System (Serie) und ein Achtgang-Automatikgetriebe verantwortlich, das die Drehzahl stets schön niedrig hält. Damit wird der VW Touareg V6 TDI zu einem der modernsten und zugleich sparsamsten großen SUV dieser Tage.


 VW Touareg V6 TDI ist agiler und handlicher
 Wir lassen ihn hier gegen den Volvo XC 90 D5 antreten, der bereits seit knapp zehn Jahren auf dem Markt ist. Im ersten Zahlenvergleich hält der SUV-Opa nicht nur gut mit, sondern hat sogar einen Vorteil: Beide Viertürer sind rund 4,80 Meter lang, können etwa 540 Kilogramm zuladen und rund 20 Zentimeter Bodenfreiheit vorweisen. Mit 2.216 Kilogramm wiegt der XC 90 jedoch fast 1,5 Zentner weniger als der getestete VW Touareg - und das, obwohl er serienmäßig sieben Sitze hat. Im VW gibt es nur fünf. Allradantrieb haben beide serienmäßig, wobei sich das System des Touareg gegen 1.950 Euro Aufpreis (nur für die 245-PS-Version) mit einer Hinterachssperre und einem Reduktionsgetriebe aufrüsten lässt.
 Sowas ist beim Volvo erst gar nicht im Programm, der XC 90 ist eben nicht mehr als ein Asphaltcowboy. Na ja, einen schlammigen Feldweg meistert er problemlos, wer jedoch mit zu viel Schwung startet, spürt, wie die Vorderräder leicht durchdrehen, bis die Haldex-Kupplung reagiert und das Drehmoment auch an die Hinterräder leitet.
 Im VW Touareg V6 TDI fließt die Kraft flüssig und unbemerkt zu den Achsen, was ihn auch in schnell durchfahrenen Kurven agiler und handlicher macht. Obwohl ihn sein hohes Gewicht spürbar zur Seite drückt (Wankstabilisierung gibts optional), hält er sauber Kurs. Dabei beeindruckt vor allem seine Lenkung, die frei von jeglichen Antriebseinflüssen arbeitet. Dass der Volvo nicht so schnell folgen kann, hat nichts mit seiner Fahrwerksabstimmung zu tun. Der XC 90 liegt fast genauso satt auf der Straße und neigt sich weniger zur Seite. Seine Lenkung fühlt sich im Vergleich aber künstlicher an und sollte mehr Rückmeldung geben.


 Volvo XC 90 zeigt beachtliche Sparleistung
 Die eigentliche Schwachstelle brummt unter der Motorhaube: Es ist der Fünfzylinder-Diesel, der quer eingebaut zwar wenig Platz braucht, aber etwas müde am Gas hängt und gequält hochdreht. Einige der 420 Newtonmeter des 2,4-Liter-Motors verschlingt wahrscheinlich die gemütlich schaltende Sechsgang-Wandlerautomatik. Daher verliert der Volvo XC 90 alle Sprintwertungen.
 Immerhin hält er sich beim Durst zurück: 8,2 L/100 km auf der auto motor und sport-Verbrauchsrunde outen auch ihn nicht als Ökofrevler. Die Sparleistung ist beachtlich, wenn man sein technisches Alter und die fehlende Start-Stopp-Automatik bedenkt. Auf dem Testgelände beweist er zudem, dass seine Bremsen fast so bissig zupacken wie die des VW Touareg. Ein auf Sicherheit abgestimmtes ESP haben beide.
 Selbst das Sicherheitskapitel gewinnt der VW Touareg V6 TDI klar - vom etwas ruppig bremsenden Abstandsregeltempomat bis zum zurückhaltend agierenden Spurhalteassistent lässt er sich mit allen gängigen Systemen bestücken. In der Volvo-Preisliste findet sich dagegen nur ein Toter-Winkel-Warner, der so vorbildlich arbeitet wie der im VW.


 VW Touareg enttäuscht bei der Serienausstattung
 Auf seinen optionalen Luftpolstern bügelt der VW Touareg die meisten Mängel des Straßenbauamtes aus - allerdings spricht das dreifach verstellbare System etwas zu deutlich auf Kopfsteinpflaster an. Schlimmer ists beim Volvo, dessen Fahrwerk die teuren 20-Zöller polternd in Schlaglöcher fallen lässt. Gleicht der Straßenbelag einem löchrigen Käse, zittert und windet sich die Karosserie unsouverän.
 Immer noch modern und praktisch sind sein hochwertiges, geräumiges Interieur, die serienmäßig geteilte Heckklappe, eine nach vorn klappbare Beifahrerlehne und die längs verschiebbaren Einzelsitze in Reihe zwei. Letztere besitzt auch der große VW Touareg, dessen beiden Sitzreihen zwar etwas luftiger sind, dafür ist sein Kofferraumvolumen kleiner.
 So eifrig er hier Punkte sammelt und am Ende den sicheren Sieg einfährt, so enttäuscht er bei der Serienausstattung. Während der Volvo XC 90 D5 Summum für 55.240 Euro bereits Leder, Navigationssystem und Bixenonlicht bietet, kommt der VW Touareg V6 TDI für 49.600 Euro eher karg möbliert. Da zumindest sollte er ruhig vom Opa lernen.

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