Mittelklasse-Kombis im Test: 3er, Passat, C-Klasse, A4 und Skoda Superb

Pling. Neulich in Ihrem Postfach: Sehr geehrter Herr Max Mustermann, angesichts Ihrer verdienstvollen Mitarbeit in unserem Konzern, die mit zahlreichen Langstreckenfahrten verbunden war, hat sich die Geschäftsführung entschlossen, Ihnen ab sofort einen Firmenwagen bereitzustellen. Die monatliche Leasingrate sollte 500 Euro nicht überschreiten. (...)
 Super, denken Sie sich. Endlich mal: ich. Aber dann: Hmm – welchen nehmen? Ein sparsamer Diesel sollte es schon sein. Aber keine lahme Ente. Schließlich fahr ich viel. Ein Kombi wohl auch. Schließlich muss auch die Familie mal mit. Also einen VW Passat Variant oder den riesigen Skoda Superb Combi? Da passen zur Not sogar unsere Kanus rein. Oder vielleicht endlich mal ein Auto mit Stern, den Mercedes C 220 CDI? Ein Audi A4 Avant, der meiner Frau so gut gefällt, wäre auch nicht schlecht. Und dieser BMW 3er, der in der vorletzten auto motor und sport den Vergleichstest gewonnen hat? Was ist mit dem?


BMW 320d Touring Sport Line für 44.770 Euro
 Tja. Herr Mustermann. Der neue 3er Touring ist in der Tat ein spannender Kandidat. Auch als 320d. Denn mit dem kernig klingenden, 184 PS starken Zweiliter-Turbodiesel samt blitzschneller Achtgang-Automatik (2.430 Euro, das Schaltgetriebe war nicht lieferbar) fährt der BMW 320d Touring seinen Konkurrenten nicht nur ansatzlos davon. Er beeindruckt auch mit einer unglaublichen Kurvenlust, die süchtig machen kann. Kein anderer Kombi lässt sich derzeit so präzise, so spielerisch, so schnell und dennoch so neutral durch Kurven dirigieren. Und das ohne jede Prügelei – trotz üppiger 18-Zöller und Tieferlegung. Seine adaptiven Dämpfer (1.100 Euro) fangen selbst gröbsten Fahrbahnunfug geschickt ab, lassen nur ein dezentes Rappeln und auf Autobahnen gelegentlich eine Querrille durch.
 Ähnlich gesittet erweist sich der BMW 320d Touring auch an der Tanke. Im flott gefahrenen Testalltag verbrannten im Schnitt 6,7 Liter Diesel, minimal waren es gar nur 4,7 L/100 km. Reichlich moderne Assistenzsysteme, ein leicht verständliches, internetbasiertes Navi und gut konturierte Sportsitze sowie endlich familientaugliche Platzverhältnisse machen den Kombi noch attraktiver. Sein Kofferraum schluckt mit 495 Litern nun beispielsweise mehr als der eines Audi A4 Avant, eine dreigeteilte Rücksitzlehne und die separat aufklappbare Heckscheibe erhöhen zusätzlich die Variabilität. Bleibt der einzig gravierende Nachteil des Bayern: sein Preis. Als Sportline mit Achtgang-Sportautomatik kostet er 41. 430 Euro auf einen Schlag oder geleast ab 394 Euro im Monat (ohne Zusatzausstattung). Das muss man sich schon leisten können.
 Audi A4 Avant 2.0 TDI Ambition für 37.900 Euro
 Besser sehen da schon die Zahlen des Audi A4 Avant 2.0 TDI aus. Selbst in der 1.950 Euro teureren Ambition-Ausführung ist der 177 PS starke Kombi mit 37.700 Euro (monatliche Rate: 387 Euro) deutlich günstiger als der BMW. Wohlgemerkt: ohne Nachteil für Familie Mustermann. Denn der Audi präsentiert sich tipptopp verarbeitet, verwöhnt mit fein rastenden Rädchen der Zweizonen-Klima, sauber eingepassten Dekoreinlagen und hochwertigen Kunststoffen. Selbst im 490 Liter fassenden Kofferraum liegen edle Teppiche aus. Wichtig für alle Langstreckenfahrer: Ähnlich dem BMW 320d Touring lässt sich der A4 zur Hotspot-Telefonzelle mit W-Lan und TV-Empfang verwandeln.


 Auf den Sportsitzen der Ambition-Variante könnten es sich die Insassen also recht bequem machen, doch leider gehört auch ein straffes Sportfahrwerk dazu. Das lässt diesen Avant zwar deutlich neutraler um die Kurven wetzen als den 3.0 TDI Quattro im letzten Vergleichstest, berichtet dafür aber mit aller Deutlichkeit von Straßenschäden. Kultivierter meldet sich hingegen der Diesel zu Wort, wenn man ihn denn überhaupt hört. Gut gedämmt und frei von Vibrationen, ackert er friedlich über der Vorderachse und sorgt in Partnerschaft mit dem präzisen, kurz gestuften Sechsgang-Schaltgetriebe für die zweitbesten Messwerte in diesem Vergleich. Wo bleibt das Aber? An der Tanke. Der Audi A4 Avant 2.0 TDI ist in diesem Vergleich über den Testzeitraum exakt einen halben Liter durstiger als der BMW 320d Touring. Das kostet wichtige Punkte.
 Mercedes C 220 CDI T Avantgarde für 43.001 Euro
 Ach – Herr Mustermann. Sollten Sie tatsächlich von einem Kombi mit Stern träumen, dann beherzigen Sie bitte unseren Ratschlag: Ordern Sie keine C-Klasse mit Sportfahrwerk und 17-Zoll-Mischbereifung. Angesichts des mäßigen Komforts auf rumpeligen Landstraßen wären Sie nur enttäuscht und um zusätzliche 1.476 Euro ärmer. Aus Erfahrung wissen wir, dass eine Basis-C-Klasse exzellent federn und dämpfen kann. Das im Testwagen Mercedes C 220 CDI T eingebaute Schaltgetriebe arbeitet zwar nicht übermäßig knackig, dafür aber problemlos.
 Gleiches gilt für den kernigen 2,1-Liter-Diesel mit 170 PS, der in diesem Vergleich neben dem höchsten Drehmoment auch die lautesten Innengeräusche aufweist. Quasi schon beim Anlassen (1.400 U/min) stehen brummige 400 Newtonmeter parat. Hohe Drehzahltürme muss der Fahrer des C 220 CDI T also gar nicht erklimmen. Das sorgt im Alltag für eine entspannte Fahrweise, die selbst das trockene Fahrwerk vergessen lässt und sich auch im Verbrauch auszahlt. Besonders auf der ams-Verbrauchsrunde: 4,5 L/100 km sind vorbildlich. Und soll es doch einmal richtig vorangehen, ist der 1,7 Tonnen schwere Hecktriebler immer noch flotter als der 77 Kilo leichtere Audi mit seinen sieben Mehr-PS.
 Umso gemütlicher lässt es sich da in den vielfach aufblasbaren und sehr bequemen Multikontursitzen (optional für vorne) kuscheln und das gewohnt hochwertige Ambiente genießen. Dass es im Fond am engsten zugeht, dürfte da kaum stören. Der Kofferraum des C 220 CDI T fasst klassenübliche 485 bis 1.500 Liter, die Rückenlehnen lassen sich zu einer komplett ebenen Ladefläche flachlegen. Also: Wenn C-Klasse, dann mit Standardfahrwerk. Die Leasingrate läge damit bei monatlichen 444 Euro. Sollte dann noch etwas mehr drin sein, machen Sie noch einen Haken an die erwähnten Sitze. Mehr C-Klasse braucht keiner.


Skoda Superb Combi 2.0 TDI Elegance für 35.330 Euro
 Wenn an erster Stelle richtig viel Platz steht, dann empfiehlt sich zunächst der Skoda Superb Combi 2.0 TDI. Über 23 Zentimeter länger als der 4,6 Meter lange Mercedes, bietet er besonders im Fond mehr Beinfreiheit als eine S-Klasse. Das Ladevolumen von 603 bis 1.835 Liter geht ebenfalls weit über die Klassenstandards hinaus. Enttäuschend ist hingegen der gebotene Fahrkomfort. Neben den harten und unbequemen Sitzen geht auch das Fahrwerk eher rüpelhaft mit seinen Insassen um und lässt besonders kurze Stöße bei schneller Fahrt durch. Adaptive Dämpfer sind nicht verfügbar. Hinzu kommen noch deutliche Wind- und Abrollgeräusche.
 Weniger Radau macht dafür der 170 PS starke 2.0 TDI. Gekoppelt an ein Sechsgang-DSG (andere Testwagen gab es leider nicht), treibt er den großen Skoda Superb Combi 2.0 TDI zwar etwas zu durstig, aber kultiviert voran. Die größten Pluspunkte sammelt der Superb im Kostenkapitel ein. Mit einem Preis von 35.330 Euro (Rate ab 333 Euro) ist der größte Kombi in diesem Vergleich auch der günstigste. Trotz DSG. Zumal die Elegance-Ausstattung, abgesehen von den nicht verfügbaren Fahrerassistenz-Systemen, komplett ist. Selbst Tempomat, Sitzheizung und ein Ladegutsystem samt Schienen im Kofferraum. Im Preis-Ausstattungs-Verhältnis bleibt der Skoda immer noch eine Macht.
VW Passat Variant 2.0 TDI Highline für 37.225 Euro
 Auch der VW Passat Variant 2.0 TDI kann da nicht mithalten. Mit dem gleichen Diesel, aber ohne Doppelkupplungsgetriebe ausgerüstet, ist er erst ab 33.600 Euro (Leasingrate ab 397 Euro) zu haben. Die hier getestete Highline-Ausführung kostet sogar 36.125 Euro. Dafür lässt der Passat andere Fakten sprechen: Ein Kofferraumvolumen von 603 Liter, gepaart mit einer Zuladung von 573 Kilogramm, ist top, Quadermaße und knapp zwei Tonnen Anhängelast ebenso.
 Mit seinem kultivierten und sparsamen 170-PS-Diesel (7,1 L/100 km im Testmittel) sowie dem leichtgängigen Sechsgang-Schaltgetriebe kann er seinen Konkurrenten zudem in den Messwerten und auf der Vergleichsfahrt gut folgen. Dabei erweist sich der VW Passat Variant 2.0 TDI in jeder Situation als ausgesprochen sicher und überzeugt mit einem ausgewogen abgestimmten Fahrwerk: Ob lange Wellen oder Rüttelstrecken, sein Adaptivfahrwerk (1.100 Euro) bügelt alles gelassen weg. Die exakte und gefühlvolle Lenkung ist angenehm unauffällig, die Bremsen sind standfest und die serienmäßigen Alcantara-Komfortsitze ideal für lange Touren. Die zweitbesten Eigenschaften in diesem Test bekommt Herr Mustermann zu einem vernünftigen Preis. Selbst als gut ausgestatteter Highline ist der Kombi rund 1.000 Euro günstiger als ein nackter BMW 320d Touring mit Schaltgetriebe.
 Fazit: Der Passat Variant ist und bleibt ein mustergültiger Kombi – und damit die perfekte Wahl für Familie Mustermann.

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