VW Tiguan 2.0 TSI im Praxistest: Hohe Variabilität und clevere Details

Da sage noch einer, verweichlichte Geländewagen namens SUV seien keine echten Eroberer. Seit seinem Erscheinen Ende 2007 hat der VW Tiguan 700.000 Autokäufer-Herzen eingenommen, selbst kurz vor dem Facelift gab es statt der üblichen Rabattschlachten monatelange Lieferzeiten.
 Kein Wunder, dass Volkswagen fürs Wolfsburger Stammwerk derzeit weitere 212 Roboter in Betrieb nimmt, um die Produktion bis Herbst auf 1.000 Autos am Tag zu steigern. Zuvor will der VW jedoch beweisen, dass ihn die Modellpflege tatsächlich begehrenswerter gemacht hat. Nach dem T-Modell der Mercedes C-Klasse und Fords Grand C-Max muss er daher als dritter Kandidat den umfangreichen auto motor und sport-Praxistest absolvieren, bei dem die Alltagstauglichkeit besonders kritisch beäugt wird.


 Leichter Einstieg, gute Umsicht
 Also Türen auf, Fahrersitz entern und dabei gleich die ersten Kaufargumente erleben: Mit entspanntem Einstieg und erhabener Sitzposition lässt der Kompakt-SUV seine Insassen ein gutes Stück über der Kompaktklasse thronen. Das luftige Raumangebot sorgt dabei ebenso für Wohlbefinden wie die vergleichsweise dünnen Dachpfosten, die den Blick nach draußen kaum stören. Doch auch im Innenraum des VW Tiguan 2.0 TSI 4motion gibt es einiges zu entdecken: etwa die neuen Kopfstützen, die sich vor- und zurückschieben lassen. So findet jeder die passende Sitzposition auf den körpergerecht geformten und in weiten Bereichen verstellbaren Front-Sesseln.
 Die hintere Bestuhlung des VW Tiguan 2.0 TSI 4motion kann ebenfalls längs verschoben und in der Lehnenneigung angepasst werden. Das steigert nicht nur den Sitzkomfort der Mitreisenden, sondern erleichtert auch das flexible Erweitern des Kofferraums, sollte mal ein Gepäckstück nicht mehr ganz hineinpassen.
 Unterschiedlich große Ablagen vom Handy-Fach in der Mittelkonsole über Schubladen unter den Vordersitzen bis zu üppigen Türtaschen mit Stauraum für 1,5-Liter-Flaschen machen das Modell ebenso zum perfekten Urlaubsbegleiter wie Klapptische im Fond oder die variable Mittelarmlehne.
 Sitzflächen tauchen im VW Tiguan auf Knopfdruck ab
 Variabel auch die übrige Inneneinrichtung des VW Tiguan 2.0 TSI 4motion: Wird die Rückbank vorgeklappt, entsteht dank automatisch abtauchender Sitzflächen ein nahezu ebener Laderaum, der sich durch Flachlegen der Beifahrerlehne (ab Sport & Style) zum Transport von Leitern oder Regalen verlängern lässt. Die sonstigen Neuerungen im Innenraum dürften hingegen nur Fahrer der bisherigen Generation erkennen: hier ein Bordcomputer-Display im moderneren Farb-Layout, da ein neuer Lack um die acht mittleren Lüftungsdüsen, deren zu kleiner Verstellbereich aber geblieben ist. So lässt sich der Luftstrom nicht ganz um die Köpfe der Frontpassagiere lenken.
 Handlungsbedarf sahen die Volkswagen-Techniker ebensowenig in Sachen Qualitätsanmutung. Obwohl der VW Tiguan Tiguan mit Hartkunststoff im unteren Armaturenbrett-Bereich oder Handschuhfach-Inneren nicht ganz an seinen Van-Bruder VW Sharan heranreicht, fühlt er sich hochwertig und solide an. Nachholbedarf bestand schon eher bei den Fahrerassistenz-Systemen, die Volkswagen jetzt auch für den kleinen SUV anbietet.


 Spurwechsel-Assistent für größere Modelle vorbehalten
 Wer sich für das komplette Rundum-sorglos-Paket entscheidet, wird vom VW Tiguan 2.0 TSI 4motion vor Müdigkeit gewarnt, beim Verlassen der Fahrspur per Lenkeingriff dezent zurückgeführt oder in Parklücken gekurbelt, die nur 80 Zentimeter länger als der SUV selbst sind.
 Radarbasierte Systeme wie den Spurwechsel-Assistenten oder einen automatischen Abstands-Tempomaten reserviert Volkswagen jedoch weiterhin den größeren Modellen. Zudem funktioniert die kamerabasierte Schildererkennung nicht zuverlässig. Sie registriert Geschwindigkeitslimits von Leuchttafeln über der Autobahn, um dann jedoch auf kleine Tempo-Aufkleber von Lkw-Anhängern reinzufallen.
 Vorbildlich einfache Bedienung des VW Tiguan
 Aktiviert werden die elektronischen Schutzengel über eine Lenkrad-Wippe, was nach kurzer Eingewöhnung problemlos funktioniert. Überhaupt lässt sich der VW Tiguan 2.0 TSI 4motion vorbildlich einfach handhaben, was auch die kurzen Bedienzeiten belegen. Trotz selbsterklärender Menüführung nerven jedoch der zäh reagierende Touchscreen oder das Spracheingabesystem, das die Programmierung einer Naviroute in unnötig viele Einzelschritte unterteilt. Überhaupt scheint das Infotainmentsystem RNS 510 in die Jahre gekommen: So ließen sich nicht alle Handys auf Anhieb mit der Bluetooth-Freisprecheinrichtung koppeln. Und bis die Rückfahrkamera ein Bild liefert, haben versierte Fahrer den VW Tiguan längst ausgeparkt.
 Doch jetzt erst mal den Vorwärtsgang einlegen und mit dem neuen 180-PS-TSI samt Doppelkupplungsgetriebe auf Tour gehen. Mit 280 Nm Drehmoment sowie zackig schaltendem DSG legt der kultivierte Direkteinspritzer des VW Tiguan 2.0 TSI 4motion leichtfüßig, aber unaufgeregt los. Durch die weite Spreizung der Siebengang-Box steht immer die passende Übersetzung zur Verfügung. Manuelles Eingreifen lohnt nur in den seltensten Fällen, etwa um auf der Autobahn niedertourig mit Vollgas zu fahren, ohne die Getriebesteuerung zum Runterschalten zu bewegen.


 Federungskomfort im Tiguan, Dynamik im X1
 Dank Allradantrieb (Serie ab 170 PS) und der im VW Tiguan erstmals erhältlichen elektronischen Differenzialsperre XDS, die ein Durchdrehen der kurveninneren Räder per Bremseingriff unterbindet, stemmt sich der 1,7 Tonnen schwere Volkswagen selbst bei Nässe spurtreu aus engen Kehren. Dass ein BMW X1 noch hingebungsvoller wedelt, dürften Fahrer des VW Tiguan verschmerzen. Im Gegensatz zum herben Konkurrenten darf im geschmeidigen Volkswagen nämlich noch von Federungskomfort gesprochen werden. Da das Basisfahrwerk weicher als bisher abgestimmt ist, lässt sich der Aufpreis für die adaptiven Dämpfer (1.070 Euro) getrost sparen.
 Für nur 255 Euro mehr gibt es hingegen die empfehlenswerten Bi-Xenon-Scheinwerfer, die die Fahrbahn hell und gleichmäßig ausleuchten und zusammen mit der dynamischen Fernlichtregulierung (695 Euro) des VW Tiguan Lichtkomfort der Oberklasse liefern. Durch eine im Scheinwerfer eingebaute Maskierungsfunktion wird bei Gegenverkehr abgeblendet, so dass das Fernlicht permanent eingeschaltet bleiben kann. Für Entspannung zu allen Tageszeiten sorgen zudem eine leichtgängige und präzise Lenkung sowie standfeste Bremsen.
 VW Tiguan 11,6 Liter, BMW X1 10,8 Liter
 An der Zapfsäule dürfte die Gelassenheit jedoch bald schwinden, denn 11,6 Liter Testverbrauch sind auch für einen temperamentvollen Allradler mit großer Stirnfläche kein Ruhmesblatt. Dass es inzwischen besser geht, beweist der handgeschaltete, mit 245 PS deutlich kräftigere BMW X1 2.8i, der sich im Schnitt mit 10,8 Liter/100 km begnügte. Unverständlich daher, dass Volkswagen das Blue-Motion-Technology-Paket mit Bremsenergie-Rückgewinnung und Start-Stopp den schwächeren Varianten vorbehält.
 Doch das dürfte den weiteren Erfolg des VW Tiguan kaum gefährden, zumal sich die meisten Käufer hierzulande ohnehin für einen der rund drei Liter sparsameren Dieselmotoren entscheiden. Zudem hielt Volkswagen die Preise konstant - bei gleichzeitig verbesserter Ausstattung: So rollt schon das Basismodell VW Tiguan Trend & Fun mit Alufelgen, Klimaanlage, CD-Radio sowie vier elektrischen Fensterhebern vom Band. Die 212 zusätzlichen Roboter im Volkswagen-Werk Wolfsburg dürften also demnächst tüchtig zu tun bekommen.

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